Ein Interview mit dem scheidenden Fördervereinsvorsitzenden Matthias Hunnius
Matthias Hunnius (48) ist der Gründungsvorsitzende des Fördervereins der Viktoria-Luise-Schule. Kurz nachdem im Spätsommer 2014 die ersten Kinder an der damaligen Grundschule Rebstock eingeschult wurden, machte er es sich zur Herzensangelegenheit, einen Förderverein ins Leben zu rufen. Fast vier Jahre lang übte Matthias, der als Chemiker bei einem internationalen Großkonzern arbeitet und Vater dreier Kinder ist, das Amt mit hohem Zeiteinsatz und viel Leidenschaft aus. Jetzt tritt er ab – am 19. November wählt die Vollversammlung des Vereins eine neue Vorsitzende oder einen neuen Vorsitzenden. Michael Ridder hat mit Matthias über seine Zeit als Vereinschef gesprochen.
Wie kam es dazu, dass Du vor vier Jahren Gründungsvorsitzender unseres Fördervereins geworden bist?
Matthias Hunnius: Anfang 2015 war es so, dass wir in der neuen Schule saßen und überlegt haben, ob wir diese oder jene Veranstaltung machen können. Alles war neu, viele Eltern waren sehr engagiert. Schnell setzte sich die Erkenntnis durch, dass man einen Förderverein braucht, damit man Sachen optimal organisieren und finanzielle Hilfe dafür bekommen kann. Wenn man bei jedem Projekt einzeln Spenden einsammelt, kommt man zu gar nichts. Etwa zehn Eltern haben sich schließlich zusammengetan und den Förderverein gegründet. Ich bin in die Rolle des Vorsitzenden hineingerutscht, weil ich bereits eine Fördervereins-Historie hatte. Ich hatte das vorher in unserem neu gegründeten Kindergarten auch schon gemacht. Und dann sagten die anderen: Wenn du dich mit diesen Formalien schon auskennst, dann mach du doch mal. Ich hatte gar nicht unbedingt geplant, Vorsitzender zu werden. Und auch nicht geglaubt, dass ich das vier Jahre lang machen würde. Aber so ist es halt gekommen.
Du bist beruflich stark eingespannt und hast drei Kinder. Als Vorsitzender eines solchen Vereins muss man sehr viel machen. Wie hast du es geschafft, die Arbeit als Vereinschef in deinem Leben unterzubringen?
Das Allerwichtigste ist die Motivation, dass man die beste Schule für seine Kinder haben möchte und deshalb in einem Förderverein mitarbeitet. Wenn man immer nur kritisiert und am Rand steht, ist das oft deprimierend. Der Verein ist eine tolle Sache, weil man damit Dinge bewegen kann. Dazu gehört für mich vor allem der Martinsumzug, das ist meine persönliche Passion – ich habe das als Kind schon toll gefunden und wollte, dass meine Tochter auch so etwas hat. Zum anderen hängt es ganz stark daran, dass man Mitstreiter hat. Der Förderverein ist nicht eine Person, ist auch nicht der Vorstand, sondern bei weitem größer – wir haben 60 Mitglieder. Es hängt alles davon ab, wie aktiv diese Mitglieder sind. Danach skaliert es sich auch, wie viele Aktionen der Förderverein auf die Beine stellen kann. Zuletzt haben wir relativ viele Veranstaltungen gemacht, weil wir viele Aktive waren. Es ist ja nicht so, dass ich jede Veranstaltung als Vorsitzender von vorne bis hinten betreue. Zum Beispiel war ich bei dem großen Zirkusprojekt nicht stark involviert, dafür aber andere.
Was war für dich das Highlight in den vier Jahren Vereinsarbeit, mal abgesehen von den Martinsumzügen?
Das Zirkusprojekt in diesem Frühjahr war ein echtes Highlight. Ich habe eine Tochter, die mittlerweile die Schule komplett abgeschlossen hat, und die hatte in ihrer Grundschulzeit in einem Feriencamp die Möglichkeit, bei so einem Mitmachzirkus mitzumischen. Sie war sowas von begeistert, dass sie das unbedingt wieder machen wollte. Für Kinder ist das etwas ganz Tolles, an das man sich Jahre später noch erinnert. Klar, es ist viel Aufwand für die Schule, das zu organisieren, viel Logistik für alle, die dahinterstehen. Aber wenn man Ende allen Kindern so etwas anbieten kann, ist das sehr schön.
Gab es auch frustrierende Erlebnisse bei der Arbeit im Förderverein, etwa weil Abläufe schwierig waren oder viel Bürokratie überwunden werden musste?
Natürlich gibt es Momente, wo man denkt: Meine Güte, warum tue ich mir das an? Aber das ist ja bei fast jeder Sache so. Vor ungefähr einem Jahr gab es eine ziemlich kritische Zeit für den Förderverein, weil wir vor der Alternative standen: Entweder der Verein bekommt jetzt mehr Leute, die mitarbeiten, oder wir müssen uns auflösen. Eine Woche vor der Jahreshauptversammlung im November 2017 wusste ich nicht, ob wir hinterher noch existieren würden. Wir haben dann ganz viele Mails an die Mitglieder geschrieben, was sich auch gelohnt hat. Man braucht eine kritische Masse von 10 bis 15 Leuten, die engagiert dabei sind. Sonst funktioniert so ein Verein nicht. Man könnte das natürlich auch mit drei Leuten auf Sparflamme machen, aber so etwas wie das Rollerprojekt, Unterstützung für die Bibliothek – das wäre dann nicht drin. Die Eltern bestimmen am Ende selber, wie toll die Schule für ihre Kinder sein soll. Das ist für mich die Quintessenz meiner Arbeit.
Wie bewertest Du die Zusammenarbeit mit der Schulleitung?
Insgesamt habe ich ja jetzt schon drei Schulleitungen erlebt, und mit der aktuellen Konrektorin Frau Goß klappt die Zusammenarbeit sehr gut. Sie ist sehr engagiert. Wir treffen uns einmal im Quartal mit ihr, sie bringt Ideen ein, sie versteht auch, was wichtige Punkte für uns sind, dass wir zum Beispiel in der Schule sichtbar sein wollen. Wir sind für Frau Goß nicht einfach nur Geldgeber. Im Moment sprechen wir mit ihr zum Beispiel darüber, ob man mal einen Kinderbuchautor in die Schule holt, dafür ist sie sehr offen. In der Grundschule muss ja die Liebe zum Lesen vermittelt werden, später kann man da nicht mehr viel machen.
Nächsten Montag wählt die Vollversammlung eine neue Vorsitzende oder einen neuen Vorsitzenden für den Förderverein. Das wird eine große Zäsur. Gibt es etwas, das du deinem Nachfolger mit auf den Weg geben möchtest?
Der Tipp, den ich habe: sich immer wieder darauf zu besinnen, warum und wofür wir den Verein gegründet haben. Nämlich das Zusammenleben der Schüler, der Lehrer und der Eltern als Schulgemeinschaft zu fördern. Das darf man bei allen Fragen, Problemen, Diskussionen und vielleicht auch Frustrationen nicht aus den Augen verlieren.
Für Dich wird jetzt eine Menge private Zeit frei. Hast Du schon neue Projekte, die Du angehen wirst?
Ich werde natürlich im Förderverein bleiben, das ist klar. Als Gründungsmitglied scheut man sich, den Verein zu verlassen. Meine Zeit ist aber schon ganz gut verplant. Am nächsten Sonntag gibt es eine musikalisch-literarische Veranstaltung in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche im Kuhwald, die sich mit der Progromnacht vom 9. November 1938 befasst. Ich werde dort Moderator sein, organisiert hat das größtenteils meine Frau. Darüber hinaus verschnaufe ich natürlich auch erstmal. Und dann schaue ich, was es noch für andere Sachen gibt, die man sich vornehmen kann.
Das klingt doch gut. Dann wünschen wir dir alles Gute und sagen dir im Namen der Eltern herzlichen Dank für das tolle Engagement!